Myasthenia Gravis

MG…waaaaas? Ach du meinst MS? Ähh Nö, meine ich nicht. Aber so oder so ähnliches hab ich das schon häufiger erlebt😉 Okay, das kann man keinem verübeln, bevor ich es selbst als Diagnose bekam, hatte ich es auch noch nie vorher gehört. Trotz abgeschlossener Ausbildung als Physiotherapeutin und vieler Mitschriften im Fach Neurologie, von denen es bei gefühlt jeder 2. hieß „Ach, die werdet ihr später eh nie in der Praxis haben“….

Ich hab es später nochmal überprüft, Myasthenia Gravis hatten wir tatsächlich nicht aufgeschrieben😉

MG zählt zu den seltenen Erkrankungen, betroffen sind in Deutschland ca. 10.000 Leute…wobei hier die Zahlen schwanken und man durchaus auch von einer gewissen Dunkelziffer ausgehen kann…denn die Diagnose ist oft alles andere als einfach.

Bei der MG handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, Würde man ein deutsches Wort für Myasthenia Gravis suchen, dann träfe die Übersetzung „schwere belastungsabhängige Muskelschwäche“ es wohl am besten.

Gibt man es bei Google ein, dann springen einem sofort Bilchen ins Auge von Leuten, deren Augenlid halb oder ganz geschlossen ist, die s.g. Ptosis. Naja, vermutlich weil es auch das Symptom ist, was sich am besten bildlich dastellen lassen lässt und weil tatsächlich viele mit MG auch eine Augenbeteiligung haben und/oder es an den Augen beginnt.

Symptome können außerdem sein

♦Doppelbilder

♦Sprech,- Schluck und Atembeschwerden.

♦ abnorme Ermüdbarkeit der Extremitäten (Probleme beim Laufen, Treppensteigen, Haare kämmen etc.)

♦Kopfhalteschwäche etc.

Typischerweise bessern sich die Symptome nach Erholung und sind oft am Morgen besser als gegen Abend. Die Symptome können sich außerdem z.B. durch Infekte, falsche Medikamente, Schlafmangel etc verstärken.

Wichtig hier aber ist, dass jeder Patient verschieden ist. Aus diesem Grund ist im englischsprachigen Raum die Bezeichnung „snowflake Disease“ vorallem unter Betroffenen recht gebräuchlich. Denn auch Schneeflocken sehen auf den ersten Blick gleich aus, aber jede einzelne ist verschieden. Es gibt daher nicht „den Myastheniker“ und „die ultimative Therapie“, sondern es muss geschaut werden, wie ein Patient auf eine Therapie reagiert.

Prinzipiell kann die MG jeden treffen, es gibt aber einen Häufigkeitsgipfel bei Frauen zwischen 20 und 30 Jahren sowie bei Männern im höheren Lebensalter.

Zur Diagnose gibt es verschiedene Möglichkeiten, auch muss nicht jede Untersuchung „Myasthenietypisch“ enden, damit es die Diagnose MG gibt.

Zum einen gibt es die Möglichkeit der Medikamentösen Testung. Dies kann z.B. oral mittels einer Tabletten geschehen mit dem Wirkstoff Pyridostigmin geschehen, die speziell bei der MG eingesetzt wird…bessern sich die Symptome wäre das ein Hinweis. Bessern sie sich nicht, bedeutet es aber noch lange nicht, dass man keine MG hat. Außerdem kann man einen ähnlichen Wirkstoff injizieren. Die Wirkung hält dann nicht so lang an, soll aber auch beeindruckend sein. Ich kenne es nicht…bei mir wurde mittels Pyridostigmin getestet…und ich hätte vor Freude heulen können😉

Zudem gibt es Laboruntersuchungen, hier vorallem auf Anti ACHR Antikörper (die bei mir z.B. vorhanden sind), sowie auf MuSK und Titin Antikörper. (letztere besonders bei Thymomverdacht)

Der dritte Eckpfeiler ist die Elektrophysiologie und zwar ein EMG bzw. in Einzelfällen auch ein Einzelfaser EMG. Aber auch hier kann viel falsch laufen. Nimmt man z.B. Pyridostigmin vor der Stimulation kann es ganz normal ausfallen, obwohl es eigentlich abnormal gewesen wäre. Genauso wie die falsche Uhrzeit, die falsche Region, unzureichende Erfahrung des Untersuchers etc. die Ergebnisse verfälschen können. Meins war z.B. bisher nur in der Reha eindeutig MG typisch😉

Als letzte Untersuchung sollte auch unbedingt ein CT und ggf. auch MRT der Throax folgen, denn bei der MG sind Thymusveränderungen nicht selten.

Meine MG mag übrigens bevorzugt meine Extremitäten (Laufen und ich? Ähhh naja, lassen wir das Thema) und meine Atemmuskulatur😉
Typische Doppelbilder oder Schluckbeschwerden bleiben mir im Gegenzug eher erspart. Aber das ist eben die MG, jeder ist anders.