Veröffentlicht in Myasthenia Gravis

Voll die Assi oder was? 🤧🥴

Lange habe ich hier nichts mehr geschrieben. Ein Beitrag auf Facebook geht eben doch schneller.

Die letzten drei Monate waren dank Corona ganz schön chaotisch. Einige Wochen lang keine Ergotherapie gehabt, ein paar Wochen die Logo als Teletherapie gehabt. Nur die Physio war „normal“.

Jetzt, wo es immer mehr Lockerungen gibt, gibt es im großen 2 Gruppen, die sich im Netz aber auch auf der Straße äußern.

Das eine sind die Leugner. Corona hat es laut ihnen nie gegeben, es ist alles eine große Verschwörung, Zwangsimpfungen durch Bill Gates und was weiß ich alles. Die anderen sind die, die sich gefühlt noch monatelang im Keller verstecken würden, gerne einen richtig strickten Lockdown gehabt hätten, keine Angst um ihren Job haben und völlig problemlos nebenbei noch die Kinder zu Hause unterrichten.

Diejenigen, die in der Mitte stehen. Sprich Lockerungen befürworten ohne aber gleich im nächsten Flieger nach Malle zu sitzen und durchaus auch das ganze mit Respekt betrachten ohne jedoch voller Angst zu sein… Die gehen irgendwie unter.

Mein allergrößtes Hauptproblem ist jedoch ein völlig anderes. Jetzt, wo die ganzen Lockerungen kommen, kommt auch an immer mehr Orten die Maskenpflicht. Ich bin selbst befreit. Aufgrund der Myasthenie und meiner dadurch relativ schwachen Atemmuskulatur ertrage ich das Tragen nicht. Mein Atemvolumen sinkt massiv und ich werde Tachykard. Gleichzeitig erinnert es mich an die Zeit meiner letzten myasthenen Krise vor zwei Jahren. Denn damals bekam ich auch keine Luft.

Dennoch… Auch mit Attest sind Anfeindungen fast normal. Ich meide den öffentlichen Nahverkehr (das auch schon vor Corona) und gehe aktuell nicht einkaufen.

Zum einen will ich natürlich auch für mich das Risiko nicht unnötig vergrößern, denn natürlich… Eine Erkrankung wäre für mich mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht ganz so harmlos. Zum anderen werde ich aber auch verbal massiv angegriffen.

„Du Sau jetzt trag ne Maske“

„A***loch“, Hu*e, Fot*e und co waren andere nette Bezeichnungen.

Körperlich angegriffen wurde ich zum Glück noch nicht. Wohlgemerkt…. Diese Angriffe passierten auf draußen. Also in einem Bereich, wo keine Maskenpflicht gilt!

Bei meinen Therapien oder auch bei Ärzten habe ich zum Glück noch keine Beleidigung erlebt.

Aber gerade wenn man sich zu dem Thema in Social Media äußerst, ist es fast die Regel. Selbst wenn der oder die Gegenüber selbst Myasthenikerin ist und vielleicht sogar selbst einen medizinischen Background hat. Gestern erst wieder gehabt. In einer englischsprachigen Myastheniegruppe schrieb eine Amerikanerin, die laut eigener Aussage Ärztin ist. (Eine Google Recherche ergab übrigens, dass sie seit 25 Jahren nicht mehr aktiv als Ärztin ist und nicht viel mehr als das Studium und eine kurze praktische Zeit hinter sich hat und mehrheitlich Autorin ist). Laut ihrer Aussage wäre es Einbildung wenn man schwer Luft bekäme und ich solle mir einfach ein PulsOxi besorgen und dann würde ich ja sehen, dass das nur Einbildung sei.

Gerade als Ärztin UND Myasthenikerin sollte sie aber wissen, dass die Pulsoximeter bei myastheniebedingten Atemprobleme i.d.R. überhaupt nicht hilfreich sind. Denn bei vielen sinkt erst kurz vor dem kompletten Versagen der Wert in den pathologischen Bereich. Ein PulsOxi vermittelt also eine gefährliche Sicherheit.

Sie war übrigens auch der Meinung, dass ich sie umbringen würde. Ich frag mich wie das gehen soll? Ich wohne auf der anderen Seite des Ozeans 😂. Und würde nichtmal in die USA sollen, wenn man mir den Flug schenken würde. Solang sie also keinen Fuß nach Deutschland setzt…

Andere Leute sind der Meinung, dass ich dann halt einfach zu Hause bleiben soll. Praktische Umsetzbarkeit? Gar nicht. Ich arbeite, habe jeden Tag (bis aufs Wochenende) Therapien, muss alle 2 Wochen in die Infusionsambulanz nach Hannover. Zu Hause einsperren? Selbst wenn ich dazu bereit wäre, wäre es nicht möglich.

Für mich arbeiten oder für mich zu Therapien gehen können andere ja nunmal schlecht 😅. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht monatelang in der Wohnung hocken könnte oder wollte.

Also liebe Leute….

Es wäre nett, wenn die Wortwahl vielleicht mal etwas gemäßigter ausfallen würde. Vielleicht einfach mal erkundigen? Nicht jeder der keine Maske trägt ist ein Leugner und Verschwörungstheoretiker. Aber beleidigen ist selbstverständlich einfacher. Ich beleidige ja auch nicht gleich den nächsten Raucher neben mir, nur weil sein Nikotin für mich ungesund ist.

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