Seit Monaten oder gar Jahren, ich habe nie gezählt, schwirrt in regelmäßiger Regelmäßigkeit 😉 ein Gedicht durch die sozialen Netzwerke und speziell durch diverse Facebook Gruppen die in Zusammenhang mit dem Thema Behinderung stehen.
Ich sag nur
- Mittelpunkt
- Farbig sehen
- An die Hand nehmen
Na, wisst ihr schon, wovon ich rede?
Bestimmt oder? Allen anderen helfe ich mal auf die Sprünge
Ich rede von diesem Gedicht
Guckstu hier
Eigentlich gibt es genau zwei Meinungen. Die Verfechter und Liebhaber des Gedichtes und diejenigen, die wie ich auch…es einfach überhaupt nicht mögen.
Das führt regelmäßig zu Kleinkriegen in den entsprechendem Gruppen und dem Vorwurf der Verfechter an die „Nichtmöger“, dass man als Gesunder ja keine Ahnung hätte.
Nun treiben auch wir „Nichtmöger“ uns nicht ohne Grund in Gruppen mit Topic „Schwerbehinderung“ oder „Rollstuhl“ rum. Man mag es kaum glauben, aber wir haben *Trommelwirbel* eine Behinderung.
Was mich an dem Gedicht stört? Eigentlich alles..
Warum sollten wir Ungeheuer sein? Also wenn ich an mir runterschaue… Zwei Beine, 2 Arme, 1 Kopf mit zwei Augen, einer Nase und einem Mund…eigentlich alles ganz normal
Haben wir denn nun ein Handicap und zahlen wir dieses teuer?
Das Wort Handicap ist ja eigentlich schon das nächste, was mich stört. Es kommt immer wieder auf, dass Handicap doch viel schöner ist, als „Behinderung“ und internationaler. Ist es international? Nein!!
Denn die meisten englischen Muttersprachler lehnen das Wort „Handicap“ ab und bezeichnen sich als „disabled“ im Gegensatz zu den „able-bodied“. Auch im öffentlichen englisch-sprachigen Raum ließt man eher „Disability“ oder „disabled“ und eher nicht „Handicap“.
Es ist also eher der Wunsch nach Internationalität, die keine ist.
Zahlen wir nun unsere Behinderung teuer? Nach 25 Jahren ohne wesentliche Behinderung und bald drei Jahren mit, sage ich Nein. Es macht das Leben anders, einige Dinge müssen überdacht oder angepasst werden. Aber auch als Nichtbehinderter ist nicht alles easy going. Zumal es ja auch von der Form der Behinderung abhängt.
Die nächste Zeile impliziert, dass ich mich nicht freue und die Welt ein einziges düsteres Loch ist. WTF?
Ich freue mich genauso wie ein nicht Behinderter. Ich lache genauso über einen Witz. Natürlich gibt es Tage, die nicht so einfach sind. Aber auch ohne Behinderung ist nicht alles Eitel Sonnenschein.
Und ich möchte bitte auch nicht die Welt nur farbig sehen. Ein Heile-Weltgegaukel wäre mein absoluter Albtraum. Zum Leben gehören auch Schattenseiten. Kritisch wird es eher, wenn es nur noch aus Schattenseiten besteht. Hier kommen wir dann aber mitunter in den Bereich einer eigenständigen Erkrankung.
Habe ich ein Recht zu leben? Ich bitte euch. Die dunkle Geschichte Deutschlands ist glücklicherweise seit einigen Jahrzehnten Passe. Ich hane das selbe Recht wie jeder andere auch. Das muss weder besonders hervorgehoben werden noch bestätigt werden. Suche ich nach Bestätigung? Ja, aber dies ist nicht mein Lebensinhalt. Ich möchte es genauso wie vor meiner Erkrankung um Leben zu etwas bringen. Das muss nicht gleich der Managerposten in einem DAX Unternehmen sein, mir reichen völlig normale Erfolge. Und die wollte ich auch vor meiner Behinderung.
Und ich möchte um Himmels
..ähhhh Teufelswillen 😂😂😈😈 auch bitte nicht an die Hand genommen und in die Mitte geschoben werden.
Wir möchten Inklusion. Aber hierzu ist auch Eigeninitiative erforderlich. Klar mag es nötig sein, dass man bestimmte Hilfen benötigt. Ich brauche z.B. selbst im Leben meinen Pflegedienst, Fahrdienste, Kostenträger o.ä.
Andere vielleicht eine persönliche Assistenz. Aber trotz alledem will man doch eigene Entscheidungen treffen.
Ich für meinen Fall möchte nicht an die Hand genommen und wie ein kleines Kind in die Mitte geschoeben werden à la „Nun schaut euch diese arme Behinderte an, seid schön lieb zu ihr, sie hat es ja sooo schwer“
Das ist nicht das reale Leben. Es wird einem nichts nachgetragen und dies würde auch in keinster Weise die Eigenständigkeit fördern.
Ich lese immer wieder „Ich habe ja eine Behinderung, aber trotzdem habe ich den Job nicht bekommen“
Das Zauberwort heißt gleiche Qualifikation. Und damit ist nicht nur der gleiche Schulabschluss gemeint, sondern mitunter auch eine eigenständige Arbeitsweise in dee man nicht ständig alles gesagt bekommen muss oder alles mit der eigenen Behinderung ablehnt.
Hierbei handelt es sich lediglich um meine Meinung…quasi wie eine Gedichtsrezension 😁😁
Darf aber gerne geteilt werden 😁
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